Freitag, 7. November 2003
<doulce mémoire>

da klingelt das telefon. "hallo *homas" (das t hatte bereits die telekom abonniert) - ein alter geschäfts- und guter freund. wie es denn gehe. für das morgige konzert habe er noch eine karte (das kann ich mir nicht entgehen lassen). auch der gesangslehrer des töchterchens mache mit. eigentlich seien ihm die konzerte zu viel. er gehe ja nur noch hin, wenn er jemanden kenne, der da mitmacht. aber er kenne ja so viele, dass es auch nichts helfe. und es stimmt. er ist ein wirklicher kenner (und genießer) der musikszene jenseits von sony music. aber auch niemand würde auf die idee kommen, beim „deus meus“ aus césar francks „die sieben worte christi am kreuz“ genüsslich seine hundert kilo dafür einzusetzen, resonanzkörper für die geräusche zu sein, die nach dem hastigen leeren einer halbliter bierflasche entstehen.
aber nichts möge auf ihn kommen. er kennt die grazilen mädchen der staatlichen balettschule persönlich genauso wie den chorleiter des hedwig chors. er wirkt bei produktionen der neuköllner oper mit und ist ehrengast bei lesungen im roten salon. er hat tiefe einblicke in die vereinigungsmühlen des rbb=sfb+orb und schimpft über die kölner kirchenverwaltung, die dem berliner erzbischhof georg sterzinsky in seiner 75 mio. schweren finanznot arg beuteln.
was denn gespielt wird? „keine ahnung. es handelt sich wohl um...gesa! was wird gespielt? ach ja renaissance musik. und der gesangslehrer macht auch mit.“
das ist die milde umschreibung für „doulce mémoire - ein maskenspiel mit renaissance-chansons“ aus dem 16. jahrhundert, mit komponisten wie orlando di lasso oder claudin de sermisy. es verspricht ein wirklich interessanter konzertabend zu werden - eine schatzkiste polyphoner gesangskunst. ich freue mich schon darauf.

von <bubi> um <00:36 uhr> <4 Kommentare> <comment> <>

 

<die kriminalpolizei>

was soll ich ihnen sagen, den männern. gelangweilt werden sie mich mustern. die schreibmaschine mit papier bestücken. schreibmaschine! wer kennt das noch? ich muss zurück gehen in die alte zeit. muss alles noch einmal erleben. muss alles noch einmal abstreiten. das klacken der typen, wenn mein abstreiten auf das papier gehämmert wird. büromöbel aus echtem holz. wo findet man das sonst? lange, hallende flure mit sachbearbeitern, die wichtige akten von a nach b tragen. linoliumböden, die glattgebohnert riechen. so werde ich in stille warten bis alles festgeschrieben ist. danach werde ich durch wohl bekannte straßen streichen. den trüben nachmittag vorüberziehen lassen. im dunkeln des abends mich verstecken - erst morgen dann zu hause sein.

von <bubi> um <12:56 uhr> <0 Kommentare> <comment> <>