so habe ich mich denn entschlossen, eine darmspiegelung vornehmen zu lassen. ist wohl halb so schlimm. die diagnose dann schon eher spannend. ich solle mir keinesfalls auf den bauch fassen, während der schlauch in meinem hintern steckt. bekomme sowieso ein abführmittel vorher, das mich zum „alles rausscheißen“ bringt. auch dass ich mir einfach blöde vorkomme, mir so im arsch rumstochern zu lassen. aber der arzt wollte es ja selbst werden. er wollte den leuten ja im hintern rumpolken. wieso also schämen? ich habe mich bei dem gleichen arzt angemeldet, bei dem ich mir schon vor zwei jahren den schlauch in den hals habe stecken lassen. zuvor konnte ich nicht mehr schlucken. hatte zunächst einen schmerz wie sodbrennen. dann ging es über zu „eine gräte im hals“ ich hatte den termin mir übers wochenende 28.std lang sehnlichst gewünscht, und als ich dann die maulsperre im mund hatte, hätte ich am liebsten gesagt, dass es noch etwas zeit gehabt hätte. aber versuch mal in so einer situtation etwas zu sagen. bevor der erste laut aus dem hals gedrungen ist, drängt schon der schlauch durch die maulsperre in selbigen. da hilft kein versuch, ihn mit der zunge zurückhalten zu wollen. er gleitet unbeeindruckt einfach vorbei. leider nur bis zum rachen. ab da würgen - wieder und wieder würgen. ich habe das gefühl, der arzt kniet auf mir drauf. festhalten musste er mich wohl mit aller kraft. ich höre ihn auf den monitor zeigen und zur assistentin sagen: „und schaun sie auch hier - alles voll!“ zu mir dann wieder (mehr geschrien als gesagt): „herr soundso! beruhigen sie sich doch, und hören sie auf zu würgen. es hilft doch nichts! herr soundso! herr soundso! sie haben ein mentales problem! (das hat er wirklich gesagt) ich konnte ja schlecht aufstehen und ihm die nase durchs rückrad ziehen. nicht in dieser situation. noch war er am drücker. aber warte nur mein freund. du wirst ihn ja irgendwann rausziehen müssen. irgendwann! das würgen machte mir jegliche gefühle in richtung hass unmöglich. ich sah zu, dass ich überlebte (eigentlich wollte ich ja sterben. deshalb war ich eigenlich hierher gekommen). dann flutscht es plötzlich aus meinem mund. der schlauch, der letzte gallenschleim rinnt aus meinem mundwinkel, und schon ist auch die maulsperre weg. alles vorbei. ich richte mich benommen auf. hatte der arzt nicht auf meine frage, ob es den schlimm sei geantwortet: „nein!“
nein! er hatte leider gesagt, dass der eine es schlimm findet, der andere nicht. es hänge ganz von der personlichen, psychischen verfassung ab. damit hatte er mich bekommen. stark wie ich war, brauchte ich keine betäubung. nun fühlte ich mich noch viel elender. hatte er nicht verräterische bemerkungen zur assistentin über meinen bevorstehenden, qualvollen tod gemacht? ich hatte genügend zeit im wartezimmer, mir bis zur mitteilung der diagnose alle möglichen und auch die unmöglichsten, aber besonders ekeligen arten auszumalen nun doch innerhalb kürzester zeit zu sterben. dann mein name! vor ihm, dem scharfrichter sitzend dann das urteil: „herr kramer! sie haben einen pilz in der speiseröhre. wir bekommen ihn da schon raus. machen sie sich keine gedanken, aber er gehört da nicht rein. und wir müssen feststellen, wie er da reingekommen ist“ mit dem wort pilz war meine laune eigenlich gestiegen, und meine hand war schon fest um das klappmesser geschlungen, nun endlich rache für längst vergangenes nehmen zu können. da erhob sich wieder seine stimme „herr soundso! ich will sie nicht beunruhigen, aber vor zehn jahren sind viele leute mit ihren symptomen zu mir gekommen. alle hatten AIDS!“
wow! eine so gute parade hatte ich nicht erwartet. das klappmesser war mir glatt aus der hand gerutscht. so leicht gab ich mich jedoch nicht noch geschlagen! „bluttest!“ stammelte ich leichenblass.
eine woche später und viele schlaflose nächte der angst (wovor eigentlich), hatte ich die gewissheit: ich hatte ihn besiegt! „befund unauffällig.“
doch das wiederum konnte er nicht auf sich sitzen lassen. mit überlegenem lächeln schob er mir ein „helicobakter“ über den tisch. „aber keine sorge, herr soundso! mit einer zweikomponenten-therapie können wir das in den griff bekommen“
weitere zwei wochen später und nach einer rosskur anibiotischer medikamente im bauch. beschloss ich dann, ihn einfach nicht mehr aufzusuchen. das hat gesessen!
nun (zwei jahre später) hatte ich mir überlegt, mal wieder nach dem rechten zu schauen. er wird den schlag inzwischen hoffentlich verkraftet haben. er wird es mir doch nichts mehr übel nehmen, oder? er ist doch sonst ein guter sportmann. eigentlich zögere ich doch noch, ihm meinen arsch hinzuschieben. vor allem seine diagnosen. aber weglaufen hilft ja auch nichts. ich sehe dem tod ins auge. ich kann das!
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Sollte mir eines Tages einfallen, dass ich meinen Hintern einer Inspektion unterziehen sollte, werde ich mich an diesen Text erinnern und dann fällt die Inspektion wahrscheinlich aus.
Ihnen wünsche ich übrigens "gut Schlauch" oder was immer man da auch wünscht.
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keinesfalls sollte sich einer der leser dazu hinreißen lassen, nicht zu einer darmspiegelung zu gehen. darmspiegelungen sind ein wichtiges diagnostisches mittel zur früherkennung von darmkrebs, eine krankheit, die meist deshalb häufig zu spät erkannt wird, weil man im darm nichts spührt (außer manchmal etwas gluckern). also: bitte! geht in gottes namen zur darmspiegelung! ... nein so ernst ist es nun auch nicht. aber eine routinemäßige untersuchung kann ja nicht schaden. und es ist eigentlich garnicht schlimm (hoffe ich).
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