Dienstag, 9. Dezember 2003
<nachtgehen>

eigentlich nur nach hause. aber es ist dunkel und winter. und dunkel heißt auch spät. kommt vom bloggertreffen. müssen sechzig dreißig „natural persons“ gewesen sein. nun ist es dunkel und winter - und spät. die schönhauser allee. auf dem weg ist die nummer vier. ein ehemalig besetztes haus. im ersten stockwerk war eine heimische bar. ist alles glatt. auch die entdeckungsreise vom roten salon in die requisite der volxbühne - schon lange her. die straße (nun wohl „neue schönhauser“) ist eine wohnstraße. anschließende huren warten bis hoch zum hackeschen markt.
nachtgehen. immer die selben nachtgeher, die ich treffe. unterschiedliche orte, aber die selben nachtgeher - und die gleiche zeit. wie es blogger gibt, gibt es „nachtgeher“ vorbei an den s-bahnbrücken, durch einen park bis zur spree, wieder unter den brücken durch zur monbijoustraße, über die fußgängerbrücke hin zum museum. im ohr ist akufen. zur friedrichstraße ist es nicht weit, aber es ist kalt und dunkel jetzt im winter. es ist nacht. die amerikanische botschaft ist abgeschottet, polizisten in kampfanzügen halten mich für einen terroristen und beäugen mich argwöhnisch. warscheinlich kennen die kampfbeanzugten vor der britischen botschaft bereits meinen namen, meine vorliebe für spätes gehen und warscheinlich auch weitere dinge, von denen ich nicht einmal träume. ich bewege mich auf das fast fertige beißheim-center zu die taxifahrer geifern schon beim vorüber fahren. ich benötige geld. ich muss mich einfach vergewissern, das bestimmte technische voraussetzungen noch existieren. der weg zwischen den künstlichen seen am potsdamer platz ist leer und ruhig. der anschließende park am karlsbad hinter dem landwehrkanal wird vom vollmond in ein silbernes licht getaucht. es wird frieren heute nacht. aber es ist trocken und die potsdamer straße schläft. eine türkenpizza mit salat serviert. hinter der bülowstraße in die winterfeldtstraße. hier dann vertrautes pflaster - wie der übrige weg auch. aber hier ist kindheit. vorbei an der „ruine“. sie existiert nicht mehr. dann werden die häuser eleganter. vorgärten säumen dem nachtgeher den weg. am viktoria-luise-platz lohnt sich die rast. linden, laublos, silbern kalt. die motzstraße zum prager platz, wo einst eine litfasssäule gustav raum bot für selbstdarstellung (mittels hupe). erich kästners „emil“ war hier zu gast. auch der nikolsburger platz mit seinem gänselieselbrunnen sprüht jetzt kein leben, nicht um diese uhrzeit, nicht im winter. hinter der uhlandstraße in die pfalzburger straße ist ein kiez, der auch am tage ruhig ist. und um den leon-jessel-platz kümmert sich gar ein verein - aber nicht jetzt, und nicht im winter. so komme ich dann doch noch nach hause um drei uhr.

von <bubi> um <04:43 uhr> <0 Kommentare> <comment> <>

 

Mittwoch, 3. Dezember 2003
<morgenstimmung>

alle fünf minuten springt die gastherme an und rauscht leise vor sich hin. das radio bleibt heute stumm. nebenan im bad brennen noch die kerzen der wandleuchter. es ist wunderbar, früh am morgen bei kerzenlicht zu baden. der tag beginnt dann noch langsamer, als nur mit dem tee, der neben mir in der tasse wartet, getrunken zu werden. ich werde heute einen adventskranz binden mit violettem band geschmückt - der farbe des advents. advent ist nicht rot und weiss, wie alles, in den läden. rot und weiss ist weihnachten. rot ist leben. rot ist bewegung. weiss ist am ende des tunnels. advent ist „in sich gehen“. advent ist ruhe. advent ist „findung“. und das ist eben violett.

von <bubi> um <08:32 uhr> <1 Kommentar> <comment> <>

 

Freitag, 28. November 2003
<kreischt die geige herzen wund...>

„... kreischt die geige herzen wund,
schmelzen selbst gendarme...“
so ist klezmer. dass drei osloer philharmoniker hier in berlin zigeunermusik darbieten, ist schon verwunderlich. zumal im theater im greenhouse roonstraße 12 in zehlendorf. das ist nicht gerade zentral. wer aber den weg nicht scheut, findet sich im wohl privatesten kammertheater berlins wieder. 60 gäste kamen, um den herzzerreißenden klängen dieser könner zu lauschen. das ist wirklich viel, bei 25 plätzen, die das theater bietet. auch ist klezmer eigentlich nicht die richtige „kammermuzik“. was aber diese drei musiker aus ihren instumenten hören lassen, lässt selbst stoische kammermusikhörer schmelzen (wobei man diese wohl hier im greenhouse überhaupt nicht finden kann). es ist die mischung und der horizont, den diese musik auszeichnet. wer bringt diese musik schon mit berthold brecht, kurt weill, christan sindling oder edward grieg in zusammenhang. es ist faszinierend, wohin dieser traum führt. schade ist, dass ragnar heyerdahl an der violine sowohl eilif moe an der gitarre, als auch svein haugen am bass über weite strecken im hintergrund als begleiter stehen lässt. aber beide haben schließlich gelegenheit, ihr können auch zu präsentieren. es ist atemberaubend, welchen leckerbissen christopher melching uns da wieder serviert hat. immer wieder kann man solche „delicatesses“ im greenhouse genießen. was die gruppe sturm & drang angeht, so kann man deren delikatessen noch am „fredag“ 28 im voland berlin in prenzlauer berg, sowie am „Lørdag“ 29 im hackeschen hoftheater genießen. ich kann es nur empfehlen.

von <bubi> um <00:17 uhr> <0 Kommentare> <comment> <>