Donnerstag, 30. Dezember 2004
<sylvester in berlin>

so sind wir dann um acht uhr abends zum wannsee gefahren - genauer gesagt zum seehasen am schwedendenkmal, einer kopie des idstedt löwen, richtung heckeshorn. dort liegt unser boot. wir waren zu zehnt, was erheblich zu viel ist für das boot, mit dem ich sonst alleine nicht zu segeln pflege. glücklicher weise sorgt der leichte wind, der sonst obligat nur an wannsees tagen weht, für die erwartete stimmung. nicht sylvester, sondern ruhe mit leisem plätschern der bugwelle gegen den rumpf. silbrige mondesnacht frisst letzten übermut. fern glüht noch berlin. zehn freunde an bord schweigen dem neuen jahr entgegen. alte sagen über wendenfürsten (jaczo) schwirren durch staunende köpfe. wir werden selbst zu besiegten. waren doch immer wenden (und fahren sie auch), während das boot sich leise durch glitzernde wasser zur großen breite schneidet. mystisch sind unsere erfahrungen. einer erzählt von erdtromben und wasserhosen. alte sagen passen in diese nacht. so entfernen wir uns vom jetzt. wir wissen, wir haben zu schnell gelebt. langsam kommt uns hier die zukunft entgegen. auch wir werden dieses alte jahr nun verlassen. unser morgen wird dumpfe erinnerungen an längst vergangenes bringen - wird meinen traum nach neuem sehnen lassen, aber noch habe ich zeit.

von <bubi> um <12:09 uhr> <0 Kommentare> <comment> <>

 

Sonntag, 31. Oktober 2004
<herbst>

die blätter fallen golden und feucht und kalt und riechen nach fäulnis und schielen ängstlich nach dem ende und sehen schon den kalten winter und bereiten den boden für den frühling und werden ihre letzte kraft an junge knospen weitergeben und niemand wird mehr ihre schönheit ahnen und wird nur auf die jugend schauen und wird nicht wissen, wieso neues wachsen konnte und wird eitle blüten begehren und wird verliebt sein in den neuen spross und lacht mit ihm und träumt und wird erwachsen und wird sich mühen und den schweiß sich von der stirn abwischen und wird den traum am horizont verschwinden sehen und niemals aufgeben und alt und golden werden und feucht und kalt und riechen nach fäulnis und seufzen und fallen.

von <bubi> um <10:24 uhr> <5 Kommentare> <comment> <>

 

Mittwoch, 23. Juni 2004
<am rande>

du kannst nicht entkommen, liebst im bett und draußen wartet der regen, endlich anfangen zu dürfen. erlaube es ihm. er kann nichts für deinen kummer - wird dich besänftigen durch sein rauschen. wie konntest du glauben, er würde mit seinem geruch, seinem feuchten geruch nach „leben“ einfach über dich hinüber huschen?
siehst du nicht die nachtwolken der stadt? gelb und krank hängen sie schwer bis fast in dein fenster, dass du so weit oben angebracht hattest, als du den vertrag für diese wohnung zeichnetest.
da liebst du - du wartest sehnsüchtig auf ihn.
er wird dich nun erlösen!

von <bubi> um <02:31 uhr> <0 Kommentare> <comment> <>