<noi:jar>

für einen besuch im café jacques am maybachufer habe ich wilmersdorf verlassen, um in neukölln das neue jahr zu betreten. eine halbe stunde fußweg auch durch regennasse kleingärten - dann bus, s-bahn, u-bahn - angekommen im kiez. direkt neben mir in weiter ferne detonieren böller schon am abend. wo mädchen angst haben, träume ich von meiner jugend und davon, selbst böllerbepackt durch vorabendliche straßen gestrichen zu sein.
er (achmed) hat von seinen gehilfen ein buffet errichten lassen. achmed kommt aus dem maghreb und ist der zutraulichste gastwirt, den ich kenne. so viel herzlichkeit (ohne aufdringlichkeit), soviel spaß an der arbeit habe ich noch nie bei einem gastwirt erlebt. erlebnis ist auch der richtige ausdruck für diesen abend und ich, der ich nie zu professionell organisierten sylvesterparties neige, habe ihn genossen. da ich das anstehen am buffet nicht mag, und auch weiß, dass gastwirte zu viel auftischen, habe ich, wie ich es bei buffets immer tue, selbiges zunächst ignoriert, um mich weiter mit unserer gesellschaft zu vergnügen. wenn dann alle essen, bleibt immer genug zeit für, in ruhe das buffet genießen zu können.

  • strategisch nah platzieren.
  • immer im sitzen unterhaltend warten, bis die erste welle vorüber ist.
  • nie viel nehmen.
  • immer mehrfach gehen.
  • nicht durch paniken beeindrucken lassen (diese entstehen, wenn ein neuer gang aufgetragen wird).
achmed hat uns gesehen und fragte besorgt, ob wir nicht auch etwas essen wollten. er lobte die zurückhaltung, indem wir immer zuerst erfuhren, wenn der neue gang freigegeben war, während andere voreilige mehrfach von ihm zurück „gepfiffen” wurden. nicht, dass wir bevorzugt wurden. so wie wir fühlen sich alle bei „jacques”. alle werden bevorzugt, und dass ist das spezielle an dieser gaststätte. eine chansonnière aus dem publikum sang, von ihrem akkordeon begleitet, französische lieder. sie war mit ihren freunden gekommen und genoss ansonsten den abend bei jacques.
nachdem der unvermeidliche augenblick der mikrosekunde vorbei war und schwefelgeruch vor dem lokal aphatische ichs rückkehren ließ, tanzte die belegschaft drinnen schon. auch andere gesellten sich. nur mein schwerer bauch von der übertriebenen zurückhaltung am buffet drohte mit sanktionen, sonst hätte ich auch...
kurz trafen noch freunde mit musikinstrumenten ein. sie spielten trommeln und ein saxophon zu tanzenden gästen - die bauchtanzeinlage der einen bedienung. jacques selbst balanciert gleichzeitig ausgelassen bei seinem tanz eine saftflasche auf einem improvisierten turban. das fest brummt. so ausgelassen, so berauschend, so rhythmisch. so ist es für uns zeit zum gehen, weil es am schönsten ist. der weg zurück: u-bahn, s-bahn, eine halbe stunde fußweg durch die nacht. das ist die zeit für ein positives resümee in wilmersdorf.

<Samstag, 1. Januar 2005, 15:39>, von <bubi> <comment> <>


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