Sonntag, 28. März 2004
<der leere raum>

der leere raum ist nicht in mir.
wie lange muss ich mich daran gewöhnen?
an stille bis auf helena.
kleine lampe – karges licht.
sie gibt ihr bestes.
das telefon hat nicht geklingelt.
in der küche wartet leben.
abwasch!
drei teller und drei gabeln.
die messer – nicht da.
die kissen – fehlen.
den sessel – weg.
alles draußen ist leer.
in mir ist alles.
voll leben. voll liebe.

der frühling drängt in meine nase –
streicht durch mein haar – sanft und lau.
selbst stare lachen schon im schwarm.
die sonne noch zu flach,
zu kurz um wirklich wärme zu verschwenden.

februar ist kein august.
vorbei die heißen tage.
das gutshaus tornow einen halben tag entfernt.
keine glühende nachmittagshitze
vor der nur die kastanie schatten zu bewahren vermag.
rauschend ruhig,
nicht gleichgültig aber gleichmütig.
auf dich, kastanie, war verlass.
selbst als gewitter aufzog
und die alte frau die letzen halme frischen strohs
ganz hastig noch zu retten hoffte – vergebens.
du aber schütztest alle die vertrauten.

jetzt drängt der frühling meine nase:
„komm’ tanze, singe, lass dich fallen.
so weich wie jetzt wird es nicht wieder.“
vielleich gar nie mehr richtig hart?
so habe ich zeit zu singen und zu tanzen vor dem fallen.
statt abwasch leben,
kisten schleppen:
mich vorsichtig in dieser wunde wärmen.
ganz nah und ganz verschwinden –
in ihr mich auflösen.
an einem and’ren ort erwachen.
schon blühen alle blumen.
die wiese duftet schwanger.
voll leben.
voll liebe.
trotz februar,
trotz frost.
hier möcht’ ich liegen.
das leben atmen.
teilen wieder – nicht fallen.
dem sommer fieb’re ich entgegen.
weil der die steigerung des frühlings ist.
wärmer, lebendiger, ruhiger, erwachsener.
das leben ist nun schon bekannt.
seit frühling ist schon zeit vergangen.
die badeanstalt lockt mit lärm.
ganz eigenartig – die akustik ist bekannt.
die kinder stimmen durcheinander.
es wabert langsam laut und leise,
wie wellen vom meer,
wie flanger e-gitarrentöne langsam zerren,
wie wind der abflaut, bevor er langsam wieder kommt –
die stimmen mit sich trägt.
jeder hat seine ruhe.
jeder kann loslassen,
sich verlassen –
hinüber gehen und sich wärme spendend wärmen lassen.
wozu denn hetzen?
alles ist so sicher.
hier am wasser kann man ewig trinken
bevor die winde frische bringen – ja frischer werden.
mehr wolken spenden schutz vor hitze.

du hast den leisen donner nicht gehört.
das stroh will noch gerettet werden.
bin ich der bauer, der so geld verdient?
mich zieht es zur kastanie hin, die schützend ihre äste hält.
vielleicht bist ja auch du bei mir?
vielleich muß dieses stroh verderben,
damit die neuen halme kräftig sprießen.
wozu denn ernten, wenn es nicht vergeht?

das winterholz ist schon geschlagen.
für den kamin reicht’s allemal.
wieso nicht treiben lassen von den böen?
so wie wir spielen werden wir gespielt.
wenn’s winter wird, wird’s eh’ schon kalt.
starre ich dann fassungslos auf vergangenes?
erstarrt vor kälte, die ich selber bin?

da war das winterholz sieben zeilen weiter oben.
wieso nicht wirklich den kamin befeuern?
und geimeinsam ruhig wärme tankend harren?
bis kälte neuem frühling weicht,
der schelmisch an der osterglocke riecht –
leicht melancholisch lächelnd tief in uns’re Augen blickt.
er weiß, was wirklich leben ist.
er weiß, wie man es macht.

von <bubi> um <03:14 uhr> <3 Kommentare> <comment> <>